Commodore 64
Commodore Business Machines // 1982
1982 fiel der Startschuss für einen der legendärsten Heimcomputer, den C64 oder auch liebevoll als der Brotkasten benannt (engl. Breadbin). Nachdem Jack Tramiel, der Kopf und Gründer von Commodore Business Machines bereits mit Schreibmaschinen und Taschenrechnern erfolgreich war, eroberte die Marke Commodore nach dem Erscheinen des VIC20 mit dem C64 endgültig die Welt. Ein attraktiver Preis gegenüber den Konkurrenten Apple/IBM und eine weitaus leistungsfähigere Ausstattung in Sachen Speicherkapazität, Farben, Sound und ein in kürzester Zeit enormes Angebot an erschwinglichen Softwaretiteln, bescherte dem C64 sagenhafte Umsatzzahlen. Man spricht hier von gesicherten 17 Millionen verkaufter Computer, an manchen Stellen sogar von Werten weit jenseits der 20 Millionen. Aber selbst mit nur 17 Millionen ist der C64 der erfolgreichste Heimcomputer der Welt. 1983 wurde er auf der Cebit in Hannover vorgestellt, der Verkaufspreis betrug damals rund 1.400 DM. Zur gleichen Zeit mußte man da für einen Apple II schon den dreifachen Preis zahlen. Für einen Schüler kaum zu finanzieren, auch nicht mit zwei Opas und Omas.
Aber dann purzelten so langsam die Preise unter 1000 DM und es ging weiter runter. Bei ca. 700 DM schlug damals unser Mitglied „Hacky“ dann letztlich zu. Dafür war auch unter anderem ein Besuch bei einer Computerveranstaltung in der alten VHS in Essen verantwortlich. Während dieser Veranstaltung, bei der fast alle gängigen Rechner der damaligen Zeit vorgeführt wurden, lief auf einem C64 das Spiel „Fort Apocalypse“. Er durfte sogar einmal selbst für kurze Zeit an den Joystick und war sofort infiziert. Sound, Grafik, Gameplay überwältigten ihn derart, dass er sich einfach kein Leben ohne einen C64 vorstellen konnte. Zum nächsten Weihnachtsfest hatte er daher nur einen Wunsch, der sich dann auch kurz darauf erfüllen sollte.
„Ich kaufte meinen Rechner damals noch bei Allkauf in Breitscheid/ Ratingen (nahe der A52). Dazu brauchte ich natürlich auch noch ein Speichermedium, doch da mein Etat durch den Rechner stark eingeschränkt war, blieb es damals vorläufig bei einer Datasette. Die Datasette 1530 ist ein Datenrekorder, der über den eigenen Cassettenport am C64 angeschlossen wurde. Auf handelsüblichen Compact Kassetten, mit 60 oder 90 Minuten Spielzeit, wurden dann die Programme gesichert und wieder zurückgeladen. Das schnelle Gegenstück zur Datasette war der Floppydiskdrive 1541, der jedoch deutlich teurer war. Er kostete noch einmal so viel wie der Rechner. Auch waren Disketten im Vergleich zu den Audiokassetten deutlich kostenintensiver (1982 kostete noch eine einzige Floppy 12-15 DM, später dann konnte man 10er Packs für 40 DM bekommen und am Ende der 5.25 Zoll Ära lagen sie so bei 7 DM pro Pack). Aber mit den Tapes ging es ja zunächst auch ganz gut, lediglich die Ladezeiten waren unerträglich. So dauerte die Übertragung eines Spieles, je nach Komplexität, zwischen 2-18 Minuten.
So ein tolles Game wie Fort Apocalypse war umfangreich und hatte daher auch eine lange Ladezeit. Dazu kommt noch, das es auch hier und da zu Ladefehlern kam und man alles von vorne machen musste. Das änderte sich mit dem Erscheinen eines kleinen, aber feinen Programms – Turbo Tape. Damit gespeicherte Programme ließen sich bis zu 10fach schneller laden, eine enorme Zeitersparnis Dank Datenkompression. Turbo Tape gehörte auf jedes Tape zu Anfang und natürlich auf jede Spielseite. Um auch die Ladezeiten mit einer Floppydisk zu erhöhen, wurden erweiterte Kernals mit optimierten Laderoutinen sowohl im C64 als auch in dem Diskdrive selber integriert. Bekannte Varianten waren Speed Dos und Jiffy Dos. Dafür waren z. T. auch parallele Übertragungskabel nötig, über die mehr Daten geführt werden konnten, als beim seriellen Anschlusskabel. Programme wurden entweder mit LOAD „PROGNAME“ von Datasette oder mit LOAD „PROGNAME“,8,1 von Disk geladen. Die 8 war die Standardadresse für die Floppy. Es war möglich zwei Floppydrives parallel anzuschließen, was z.B. das Kopieren enorm erleichterte, weil man keine Diskwechsel mehr machen mußte. Der Inhalt einer Diskette wurde mit LOAD „$“,8 geladen und dann mit LIST am Bildschirm angezeigt. Der 64er hat einen eingebauten UHF Modulator und kann damit an jeden normalen Fernseher angeschlossen werden. Er hat auch einen Ausgang für einen Monitor, doch Anfang der 80er Jahre kosteten Monitore ebenfalls ein kleines Vermögen. Dagegen fand sich in fast jedem Haushalt ein s/w oder Farbfernseher.“
Beliebte Spieletitel, neben dem bereits erwähnten Fort Apocalypse, waren z.B. Jumpman, Paradroid, Wizball, Space Taxi, Last Ninja, Maniac Mansion, Manic Miner, Gianna Sisters, Pit Stop, Summer Games, Uridium und International Karate um nur einige zu nennen. Spiele waren meist einfach zu besorgen. Man tauschte „auf dem Schulhof“ oder kopierte die Software nach Schulschluss in den Computerabteilungen bei Karstadt, Horten, Schossau oder Quelle, wo meist Gleichgesinnte zu treffen waren. Es gab auch regelrechte Copy-Parties, bei denen man sich bei einem Kumpel traf und jeder brachte seine neuesten Spiele und genügend Leerdisketten mit.
Aber der 64er wurde nicht nur zum Spielen eingesetzt. Es gab auch tolle Textverarbeitungen, wie z.B. StarWriter und Vizawrite oder Pagefox für DTP. Daneben fand der C64 auch Fans für alle Anwendungen um das Thema „messen, steuern, regeln“, z.B. bei elektrischen Eisenbahnen oder im Amateurfunkbereich. Seine Bauform ermöglichte auch Hardwareerweiterungen im Inneren des „Brotkastens“ unterzubringen, was bei dem Nachfolgemodell C64 II nicht mehr möglich war.
Es gab auch eine Version mit integriertem Monitor und Floppydisk, der SX 64. Dieser portable C64 wurde nur in geringer Stückzahl produziert und lag so bei rund 4.500 DM. Er ist technisch identisch mit dem normalen C64 und beinhaltet eine 1541 sowie einen s/w oder Farbmonitor. Er war als Konkurrenz im Businessbereich zum Osborne und anderen Vertretern tragbarer Computer gedacht. Der C64 wurde mehr als 10 Jahre lang gebaut und wurde immer wieder in unterschiedlichem Design und mit zusätzlicher Software angeboten. Im Inneren arbeitet ein 6510, eine Weiterentwicklung des 6502, der mit 1 MHz getaktet wird. Die beiden wichtigsten Chips sind der VIC (Video Interface Chip) und der SID (Sound Interface Device, 3 stimmig), die zu den bedeutendsten Custom Chips der 80er Jahre zählen. Auf Demoparties kann man heute noch die Leistungsfähigkeit dieser beiden Chips erfahren.
Ebenfalls wichtig für die Verbreitung des C64 war das 64er Magazin von Markt & Technik. In dem Computerheft erfuhr man alles über neue Hard- und Software und es beinhaltete Programmlistings.
Nach dem Abtippern dieser Listings erhielt man z.T. sehr nützliche Programme. Es war nur oft sehr mühselig, seitenlang Grafikzeichen, die durch den Druck nicht immer klar erkennbar waren, einzutippern. Nicht selten musste man das Programm dann oft überarbeiten, bis es wirklich lief. Das änderte sich erst, als man Programme mittels des Checksummers als Zeichenkolonnen (paarweise) eingeben konnte. Jede Zeile hatte eine Prüfsumme und das erhöhte sowohl die Eingabegeschwindigkeit als auch das Aufspüren von Fehlern. Üblicherweise tippte man die Unmengen von Buchstaben und Zahlen zu zweit ein. Einer las die Zeichenpaare vor, der andere tippte. Das konnte ein paar Stunden dauern, manchmal aber auch Tage, je nach Tippgeschwindigkeit und Fehlerquote. Diese Heftprogramme waren wahre Wundertüten. Die Beschreibungen waren sehr verheißungsvoll, aber es gab auch echte Nieten darunter.